Trading ist ein statistisches Problem

Trading ist ein statistisches Probelm und Statistik ist die Analyse von Massenphänomenen. dieser Satz hat mich nach 15 Jahren Tradingerfahrung massiv neu geprägt, denn darin steckt sehr viel Erkenntnis und Weisheit, aber dazu in diesem Beitrag mehr....

Welche Fragen stellen Sie?

Kennen Sie auch die Fragen (und vielleicht auch schon die Antworten), die in der Presse immer wieder bei Interviews gefragt wird?

- Wo steht der DAX am Ende des Jahres?
- Wie wird sich der Dow Jones in 2023 entwickelt?
- Wann hört die Bärenmarktrally auf?

Trading ist ein statistische Problem

Es gibt noch so viele weitere Fragen, die wir aktuell in der Finanzpresse fragen und dann wird immer ein Chart hergezeigt, der den Zuschauen vermitteln soll, als wüsste der Kommentator Bescheid, über das er da gerade redet, ohne zu verstehen, dass NIEMAND die Kurse vorhersagen kann. Aber warum wird es trotzdem immer wieder getan?

Nun, ganz einfach, weil wir Trader danach Fragen, aus keinem anderen Grund. Wir schaffen mit unserer Unsicherheit und mit unseren Fragen erst den Markt für diese Art von Finanzinterviews, einfach um unsere Unsicherheit für die Zukunft irgendwie zu relativieren und um möglicherweise eine Bestätigung zu bekommen, dass wir Wissen, in welche Richtung der Markt sich entwickeln will.

Ein weiterer wesentlicher Aspekt ist das klassische Herdentriebverhalten, das tief im Menschen verankert ist. Der Mensch hat im Laufe der Evolution nur überlebt, wenn er sich Gruppen angeschlossen und untergeordnet hat. Wir tendieren dazu, Mehrheitsmeinungen zu folgen – an der Börse ist das aber nicht immer empfehlenswert. Diese Verhaltensart wird vom Bindungshormon Oxytocin gesteuert, welches dafür sorgt, dass wir uns in einer Gruppe wohlfühlen, gleichzeitig aber oftmals ein Stück weit unseren Verstand abgeben.

Joe Peters

Wir tendieren dazu, Mehrheitsmeinungen zu folgen – an der Börse ist das aber nicht immer empfehlenswert.

André Kostolany

Börsenprofi und Author

So lässt sich teilweise das Verhalten der Privatanleger erklären, die häufig nach dem „buy high sell low“ Prinzip agieren, ein typisches massenpsychologisches Phänomen. Sie kaufen, wenn die Kurse hoch sind, springen also auf eine Euphoriewelle auf und verkaufen dann, wenn die Angst und Panik besonders groß ist und die Kurse stark gefallen sind. Rational gesehen sollte es aber genau umgekehrt sein, denn das hat sich bis jetzt in jedem Crash bewährt, auch im letzten Jahr in der Corona-Krise. Da ist der Markt sehr schnell, sehr scharf eingebrochen, es kam zu panikhaften Verkäufen, die Verluste wurden aber in kürzester Zeit mehr als wieder aufgeholt. Wer also damals in dem Crash die Ruhe bewahrt hätte und am Tiefpunkt der Kurse eingekauft hätte, würde heute mit tollen Gewinnen dastehen.

Wie kann man diese „menschliche Schwäche“ umgehen und ein erfolgreicher Trader/eine erfolgreiche Traderin werden?

Hierzu müssen wir ein wenig ausholen, denn wir sollten verstehen,
was folgende 5 Punkte wirklich bedeuten:

   1. Orderarten
   2. Position Priority
   3. Statistische Effekte
   4. Qualität vs. Quantität
   5. Indikatoren der Hochfinanz

Trading aus statistischer Sicht ist schon etwas komplexer als nur auf den Chart zu schauen und die Order abzusetzen.

ORDERARTEN

Die Market Entry sollte Ihnen bereits aus Ihrem Trading bekannt sein, d.h. ein Kauf um jeden Preis. Sie ist die einfachste Order Art und kann auch gut manuell ausgeführt werden. Alternativ steigen wir bei unseren Handelsstrategien immer mit einer OPG Order (Market on Open – MOO) direkt zur Börseneröffnung ein und sind in 95% der Fälle schon 1 Sekunde nach Markteröffnung um 15:30 Uhr bereits automatisch im Markt investiert. Warum machen wir das? Nun weil aus statistisches Sicht heraus wir dadurch einen besseren Execution Price erhalten, wenn wir die Order vorbörslich in der TWS platzieren.

Limit Order können verwendet werden, um sich auf die Lauer zu legen. Aus statistischer Sicht kann ich aber Limit Order Einstiege nur testen, wenn ich auch Intraday Daten zur Verfügung haben und das über die letzten 23 Jahre zurück, denn soweit testen wir jeder unser Handelsstrategien.

Wenn Sie sich einmal diese Mühe machen (und auch die enormen Kosten für diese notwendigen Daten einsetzen) und die Daten Intraday für die letzten 23 Jahre für ein Aktienportfolio von ca. 550 Aktien heranziehen, dann werden Sie feststellen, der der augenscheinliche Vorteil einer Limit Order zu einem festgesetzten Preis in den Markt einzusteigen, nur so minimal ist, das der Aufwand und die Kosten dazu in keiner vernünftigen Relation stehen.

Damit hätten wir schon die erste Erkenntnis, wozu Statistik im Trading von Vorteil ist. Zu erkennen, welche die richtige Orderart für die Handelsstrategie zu wählen ist.

2. POSITION PRIORITY

Sehr oft kann man bei Backtests von Trader im Internet sehen, das eine tolle Performance erzielt wird. Haben Sie sich schon einmal gefragt, wenn Sie ein Aktienportfolios von ca. 300 Aktien traden, wie Sie hier 50 oder mehr gleichzeitige Positionen handeln, weil Sie gleichzeitig 50 oder mehr Signale z.B. am heutigen Tag bekommen?

Wie wurde das im Backtest berücksichtigt? Meist gar nicht, d.h. der Trader hat sich hier mit seinem System „schön gerechnet“ und ging von der Annahme aus, das immer genug Kapital zur Verfügung steht, das gleichzeitig immer ALLE Handelssignale getradet werden können.

Um das gleichzeitige Handeln von zu vielen Signalen zu vermeiden, verwenden wir eine Position Priority, die uns nach definierten Regeln genau die mögliche Anzahl und Reihenfolge der Signale zur Verfügung stellt, die zu unserem Account passt.

3. STATISTISCHE EFFEKTE

Bei Handelssystemen sollte man immer ein Auge auf die APR (Annualized Percentage Return) in % haben sowie auf die Average Profit je Position in %. Natürlich gibt es noch vielen weitere KPIs und Kennzahlen, die wir hier nicht an dieser Stelle umfassend behandeln können. Dazu wird es einen eigenen Blogbeitrag geben.

Zu erwähnen wäre aber hier noch die Exposure, die über 80% liegen sollte sowie der Max. Drawdown ,hier wichtig an welchem Datum ( z.B. Finanzkrise, Corona Krise, Ukraine Kriegsausbruch). Das Alpha ist oft ein Thema und auch wie oft der Draw Down größer 10% und 20% war. Auch der Average DD ist wichtig sowie der Risk of Ruin.

4. QUALITÄT VS QUANTITÄT

Oft wird nur über die Qualität eines Trading Systems gesprochen, aber die Quantität eine Trading Systems ist von enormer Bedeutung. Was nutzt mir ein höherer Average Profit je Trade, wenn ich dann einen Position Count von gerade nur 150 in 22 zurück liegenden Jahren habe? Damit mache ich keine Performance. Qualität ja, aber auch Quantität, beides muss sinnvoll zusammenspielen.

Wenn wir dann anschließen aus einem S&P100 Portfolio in ein S&P500 Portfolio wechseln, dann werden wir sehr schnell erkennen, dass aufgrund des größeren Portfolios eine bessere Performance und eine höhere Exposure möglich ist.

5. INDIKATOREN DER HOCHFINANZ

Wenn uns die Indikatoren anschauen, die es so am Markt für Handelssystem gibt, dann landen wir schnell bei 700 – 1000 Indikatoren. Wie soll ein Trader daraus jetzt die richtige Auswahl treffen? Oft wird der Trader, wenn er von Statistik nichts versteht, hier auf eine Auswahl zurückgreifen, die er gelesen oder auf YouTube gesehen hat. Das diese Auswahl oft nicht zum gewünschten Erfolg führt, sollte hier jetzt mittlerweile schon klar sein. Was wäre denn, wenn ich alle mir zur Verfügung stehenden Indikatoren statistisch und automatisiert durchlaufen kann, und mir automatisiert ausgeben kann, welche Indikatoren für meine Strategie wirklich passen? Genau das macht die Hochfinanz mit ihren Programmen und auch wir machen das mit Wealth Lab 8 mit dem Indicator Profiler. Hiermit können wir analysieren, ob ein Indikatoren überhaupt ein Alpha generiert.

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